Du denkst darüber nach, deine erste mobile App zu erstellen?
Dann bist du in guter Gesellschaft. Fast täglich bekommen wir Anfragen von Lesern, die eine eigene App erstellen möchten. Die gute Nachricht ist: Du brauchst dazu keinerlei Programmierkenntnisse. Und es ist mittlerweile verhältnismäßig günstig.
Manche fragen uns, wie sie die nächste große Social Media-Plattform oder „eine Kleinanzeigen-Website wie eBay“ bauen können. Deshalb wollen wir mit diesem Leitfaden ein für allemal klarstellen, was mit einem App-Baukasten möglich ist und was nicht.
Inhalt:
Was GEHT: Du kannst mit den meisten App-Baukästen ganz einfach eine News-App erstellen, was tatsächlich auch sehr beliebt ist. Das liegt daran, dass RSS-Feeds im Nachrichtenbereich intensiv genutzt werden und App-Baukästen eine gute RSS-Feed-Integration bieten.
Was ist ein RSS-Feed?
Im Grunde ist es ein Format für die Zustellung von Inhalten wie Blogartikeln oder Nachrichten, mit dem man über neue Artikel oder Schlagzeilen auf dem Laufenden bleibt.
Wenn du keine RSS-Feeds verwenden willst, kannst du auch klassische Inhalte erstellen. Dies bietet sich für weniger zeitsensitive Publikationen mit längeren Beiträgen (Evergreen Content). Bei den meisten App-Baukästen lassen sich auch Videoinhalte integrieren – über die Einbindung populärer Videoplattformen wie YouTube.
Was NICHT GEHT: Inhalte anderer Personen dürfen ohne deren Erlaubnis oder Nennung nicht genutzt (= gestohlen) werden. Wir würden generell davon abraten, Inhalte anderer zu verwenden, solange du deine eigenen erstellen kannst – es sei denn natürlich, du erstellt z.B. eine App für eine Zeitung. Du kannst auch keine Bezahlschranken einbauen, da In-App-Käufe bei den meisten App-Baukästen nicht wirklich möglich sind. Es ist entweder eine Bezahl-App oder eine Gratis-App.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber, Shoutem (nur auf Englisch) und AppMachine (nicht auf Deutsch verfügbar)
>Was GEHT: Du kannst mit einem App-Baukasten wie GameSalad eine Spiele-App erstellen – mit vordefinierten Umgebungen, Funktionen und Elementen. Es gibt allerdings nicht viele andere App-Baukästen, mit denen das möglich wäre. Für mehr Informationen zu diesem Thema gibt es hier einen Blogartikel (in Englisch).
Was NICHT GEHT: Etwas wie Candy Crush. Auch wenn es vielleicht einfach wirkt, ist dies ein umfangreiches Spiel mit vielen komplexen Elementen. Du kannst aber ein kleines Indie-Spiel basteln, und da GameSalad einer der wenigen App-Baukästen ist, die In-App-Käufe ermöglichen, kannst du es auch zu Geld machen!
Unsere Empfehlung: GameSalad
Was GEHT: Du kannst eine Fitness-App mit Videos und Textinhalten erstellen, die einiges zu bieten hat. Sie kann beispielsweise Trainingseinheiten für verschiedene Muskelgruppen oder Zielsetzungen enthalten. Auch einen Ernährungsbereich mit Informationen und Rezepten wäre denkbar. Benutzer können ihre bevorzugten Übungen, Programme und Rezepte für schnelleren Zugriff als Favoriten markieren.
Was NICHT GEHT: Premium-Inhalte erstellen, für die In-App-Käufe möglich sind. Du kannst jedoch eine Gratisversion mit Werbung (manchmal als „lite“ bezeichnet) erstellen und dazu eine separate Bezahlversion mit zusätzlichen Trainingseinheiten, Rezepten oder Ernährungsplänen. Extras wie eine Kontrolluhr lassen sich eher schwierig hinzufügen, doch das kannst du umgehen, indem du Videos in der passenden Länge anbietest. Auch GPS-Tracker oder Bereiche, in denen Benutzer ihre eigenen Tracking-Daten eingeben können, würden zusätzliches Programmieren erfordern und sind mit einem App-Baukasten allein nicht möglich.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber, AppMachine (nicht auf Deutsch verfügbar) und Shoutem (nur auf Englisch)
Was GEHT: Du kannst mit App-Baukästen auf jeden Fall Reise-Apps erstellen, da diese die Inhaltsbereiche gut nutzen. Zudem gibt es tolle Geolocation-Funktionen, zum Beispiel, um Benutzer über berühmte Sehenswürdigkeiten in der Nähe zu informieren sowie Check-ins und weitere Standortinformationen anzubieten.
Wir haben selbst beim Erstellen einer Reise-App für Barcelona mitgeholfen, die ein gutes Beispiel für das Spektrum an Funktionen ist – mit Artikeln, Karten und der Möglichkeit, Orte als „Favoriten“ zu speichern. Man kann auch standortbasierte Push-Nachrichten einrichten, um Benutzer über Angebote oder Interessantes in ihrer Nähe zu informieren. Praktisch ist außerdem, dass die App nach dem Herunterladen auch offline weitgehend funktioniert, was wichtig ist, wenn man sie im Ausland nutzen möchte.
Was NICHT GEHT: Ein zweites TripAdvisor. Benutzergenerierte Inhalte zusammenzuführen, würde zusätzliches Programmieren erfordern und zählt nicht zu den Standardfunktionen eines App-Baukastens.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber und Shoutem (nur auf Englisch)
Für diese Zielgruppe bieten App-Baukästen einige sehr praktische Funktionen. Mit den meisten guten Baukästen können Treuekarten oder Gutscheine erstellt werden, um wiederkehrende Kunden zu belohnen. Sie sind in allen Varianten einsetzbar – ob für den Gratiskaffee beim zehnten Besuch oder einen Rabatt für Einkäufe ab einem bestimmten Betrag. Auch Push-Nachrichten sind in diesem Bereich nützlich. Hier gibt es nicht nur die Standardvariante, sondern auch geplante, segmentierte und standortbasierte Nachrichten – für noch mehr Flexibilität und relevante, gezielte Werbeaktionen.
Was GEHT: Du kannst mit App-Baukästen ganz einfach eine App für dein Kleinunternehmen erstellen. Ob Friseur, Café, Praxis oder Tattoostudio. So bietest du deinen Kunden eine einfache Möglichkeit an, Termine zu buchen und sich anhand von Bildern und Texten über dein Angebot zu informieren. Es gibt auch Funktionen für Anfahrtsbeschreibungen und Öffnungszeiten-Infos und natürlich die erwähnten Optionen für Treueprogramme und Benachrichtigungen. All das macht App-Baukästen zu einer sinnvollen Lösung für diesen Markt.
Was NICHT GEHT: Bei E-Commerce-Funktionen gibt es einige Einschränkungen. Mehr dazu erfährst du im nächsten Abschnitt.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber, AppMachine (nicht auf Deutsch verfügbar) und Shoutem (nur auf Englisch)
Was GEHT: Du kannst eine App für dein Geschäft (ob standortbasiert oder online) erstellen, indem du Dienste wie WooCommerce oder Etsy integrierst oder deinen eigenen Produktkatalog erstellst und In-App-Bezahlung mittels Karte oder einem Zahlungsdienst wie PayPal anbietest. Auch Treuefunktionen wie Rabattgutscheide kannst du wirksam einsetzen.
Was NICHT GEHT: Eine Verkaufsplattform wie eBay. Abgesehen von den rechtlichen Fragen, bräuchtest du dafür komplexe Benutzeroptionen für separate Verkäufer. Das geht nur mit einem ausgewachsenen Backend-System, das ein App-Baukasten nicht bieten kann. Der goldene Mittelweg wäre beispielsweise eine App für lokale Kleinanzeigen, die mit Social Wall-Beiträgen arbeitet. Unter Umständen lassen sich die Beiträge jedoch nicht einheitlich gestalten – ob dies mit dem Baukasten deiner Wahl möglich ist, solltest du bei Bedarf vorab klären.
Unsere Empfehlung: AppMachine (nicht auf Deutsch verfügbar), Swiftic und AppYourself
Was GEHT: Du kannst eine Restaurant-App erstellen, die deine Speisekarte, Öffnungszeiten und Kontaktdaten zeigt und Tischreservierungen oder Direktbestellungen in der App über Kartenzahlung oder einen Zahlungsdienst wie PayPal ermöglicht. Geolocation-Funktionen können genutzt werden, um Kunden die nächstgelegene Restaurantfiliale zu zeigen. Und wenn dein Restaurant auf einem bekannten Lieferportal vertreten ist, kannst du dort auch deine URL verlinken – über Integration in Swiftic und Shoutem –, um den Lieferservice abzuwickeln. Auch bei dieser Art von Apps sind Treuefunktionen und Push-Nachrichten praktisch für den Nutzer, wenn diese über Sonderangebote informieren.
Was NICHT GEHT: Kunden können ihre Bestellungen nicht in Echtzeit verfolgen, wie es bei manchen Liefer-Apps möglich ist. Du kannst auch keine eigene Lieferplattform mit zentralem Zahlungssystem (also etwas wie Eat24) erstellen, sondern nur zu einer Restaurant-URL innerhalb solcher Plattformen verlinken, sofern dein App-Baukasten die jeweilige Integration unterstützt.
Unsere Empfehlungen: Swiftic und Shoutem (nur auf Englisch)
Was GEHT: Du kannst eine Event-App erstellen – ob für eine einmalige Veranstaltung wie ein Musikfestival oder wiederholte Termine wie eine Konferenzreihe. Dies lässt sich sehr leicht umsetzen, da es Funktionen für die Erstellung von Seiten für einzelne Rednerbiografien, Vorträge oder Musiker gibt, auf denen sich häufig auch Live-Streams integrieren lassen. Du kannst auch Kalender-Apps oder Ticket-Apps wie Eventbrite direkt in der App integrieren, damit Benutzer alle Termine sehen, Tickets kaufen und auch Vorträge oder Künstler, die sie interessieren, als „Favoriten“ speichern können. Auch eine Karte des Veranstaltungsorts kann hinzugefügt werden, was bei größeren Events praktisch ist.
Was NICHT GEHT: Es gibt in diesem Bereich kaum etwas, was nicht möglich ist. App-Baukästen eignen sich perfekt für Veranstaltungen – solange man nicht mehrere VR-Feeds von verschiedenen Kameras auf mehreren parallelen Veranstaltungen live streamen will.
Unsere Empfehlungen: Shoutem (nur auf Englisch) und GoodBarber
Was GEHT: Mit den meisten App-Baukästen lassen sich Formulare erstellen, die für einfache Fragebögen funktionieren können. Man kann aber auch einen Link zu einer externen Umfrage einbinden. Mit Appypie kannst du auch ein einfaches Quiz erstellen.
Was NICHT GEHT: eine App wie SurveyMonkey oder komplexe Fragebögen erstellen. Auch ist es nicht möglich Daten zu sammeln und Statistiken daraus aufzubereiten – dafür benötigt man spezielle Programmierung.
Mögliche Optionen: Appy Pie und AppsGeyser
Was GEHT: Du kannst eine App für eine Community-Gruppe mit Benutzerfunktionen wie Anmeldung, einfachen Profilseiten, Statusupdates, Pinnwänden, Check-in und Chat erstellen. Die Benutzer können wählen, welche Informationen sie teilen wollen, und bei einigen App-Baukästen können sie sogar Fotos auf die eigene und auf andere Pinnwände hochladen. Die App-Besitzer können Veranstaltungen hinzufügen, und die Benutzer können diese in ihre Kalender eintragen, als Favoriten markieren und kommentieren. Die Veranstaltungen können auch auf einer Karte dargestellt werden.
Was NICHT GEHT: Ein zweites Facebook. Die Social-Funktionen für Apps sind auf die oben beschriebenen Basics begrenzt. Dinge wie Personen markieren, mehrere Gruppen und Seiten erstellen, Inline-Live-Videos – all das wäre zu komplex für einen App-Baukasten. Abgesehen davon ist der Wettbewerb in diesem Bereich so groß, dass man sich vielleicht eine andere Geschäftsidee überlegen sollte (es sei denn, man braucht nur eine App für eine bestehende Community).
Unsere Empfehlungen: Shoutem (nur auf Englisch) und GoodBarber
Was GEHT: Du kannst grundsätzlich eine Messaging-App erstellen, doch diese wird eher einfach ausfallen. Benutzer, die sich anmelden, können miteinander chatten und ein kurzes Profil über sich teilen.
Was NICHT GEHT: Ein neues WhatsApp. Das Backend eines App-Baukastens wäre nicht in der Lage, solche Benutzer- und Datenmengen (wie hochgeladene Bilder und Dateien) zu verarbeiten. Du kannst z.B. auch keine eigene Emoji-App erstellen.
Bei einigen App-Baukästen – wie GoodBarber – gibt es zudem eine Mindestanzahl an Funktionen, die nötig sind, um eine App zu veröffentlichen. Bei GoodBarber sind es drei, doch das kannst du mit einer Chat-App einfach erreichen, indem du zwei simple Funktionen/Bereiche wie eine Kontaktseite und eine Infoseite hinzufügst.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber und Shoutem (nur auf Englisch)
Was GEHT: Du kannst fast ein neues Instagram erstellen. Mit Shoutem kannst du Benutzern beispielsweise folgende Funktionen bieten: Freunde hinzufügen, einen Feed filtern, um nur Posts von Freunden anzuzeigen, Fotos direkt aus der App posten, Videos posten (nur bei GoodBarber), Posts liken und kommentieren. Du kannst sogar einen Aktivitäten-Foto-Feed aktivieren, mit dem Benutzer nach der Anmeldung einen Foto-Feed der Personen, denen sie folgen, direkt auf dem Startbildschirm sehen.
Was NICHT GEHT: Du kannst nicht wirklich ein neues Instagram erstellen. Die Benutzer können App-intern keine Fotofilter hinzufügen und ihre Feeds auch nicht so filtern, dass nur Fotos angezeigt werden (ohne Statusupdates und Kommentare). Es geht also – wie bereits erwähnt – eher um Apps für kleine Communitys. Apps in dieser Kategorie haben selten mehr als einige Hundert aktuelle Benutzer – das sollte man bei der Planung der App berücksichtigen.
Unsere Empfehlung: Shoutem (nur auf Englisch)
Was GEHT: Du kannst eine Fanpage-App erstellen, in der du deine Arbeit präsentierst – ob Musik, Texte oder ein Kunstportfolio. Musiker können MP3-Dateien direkt einfügen oder Feeds von Diensten wie SoundCloud oder YouTube integrieren. Du kannst auch Live-Streams von deiner Veranstaltung (z. B. einem Konzert) direkt in der App einrichten. Bildende Künstler können ganz einfach einen Portfoliobereich mit ihren Arbeiten erstellen. Auch die im Social Media-Abschnitt erwähnten Community-Funktionen können genutzt werden. Außerdem kannst du deine Songs, Kunstwerke, Bücher und Fanartikel innerhalb der App verkaufen.
Was NICHT GEHT: Wie in den anderen Kategorien, können auch hier keine In-App Käufe angeboten werden.
Unsere Empfehlungen: GoodBarber, Shoutem (nur auf Englisch) und (wer es sich leisten kann) Mobile Roadie
Alles, was eine Kommunikation mit eingebauter sensorischer Hardware (z. B. Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Bluetooth usw.) erfordert, lässt sich mit einem App-Baukasten nur schwer bis gar nicht umsetzen. Das liegt daran, dass man spezielle Software für die Kommunikation zwischen App und Hardware benötigen würde, die in App-Baukästen nicht enthalten ist. Und dies würde zusätzlichen Programmieraufwand bedeuten.
Natürlich kann man jedoch Apps erstellen, die die Verwendung der Kamera ermöglichen – wie oben im Abschnitt „Social“ erwähnt.
Auch dafür gibt es im Web viele hilfreiche Informationen mit Zahlen, Fakten und Antworten, die wir hier leider nicht parat haben. Eine gute Quelle könnte Quora sein, zum Beispiel mit diesem Thread, der beschreibt, wie man einen Entwickler findet. Von dort geht es meistens auch weiter zu anderen Themen wie Kosten und so weiter.
Wenn es deine erste App ist, kann es sinnvoll sein, sich zuerst an einer abgespeckten Version mit einem App-Baukasten zu versuchen, statt sofort einen Entwickler zu beauftragen. Das ist kostengünstig und unverbindlich, da alle App-Baukästen monatliche Tarife bieten.
Solltest du dich gleich für die Variante mit Entwickler entscheiden, wird oft empfohlen, nicht mehr als 4.000 Euro für die erste App auszugeben. Das finden manche Entwickler vielleicht lächerlich, aber für eine einfache App mit nur wenigen Funktionen, die ein App-Baukasten nicht bieten kann, sollte das machbar sein.